Die Corona-Pandemie wurde fester Bestandteil des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens. Neben anderen Wirtschaftszweigen wurde der Einzelhandel stark beeinträchtigt.
Um die Auswirkungen auf den Einzelhandel und die möglichen Folgen zu quantifizieren, hat ibi research an der Universität Regensburg bereits 2020 zwei Befragungen durchgeführt (April/Mai und September/Oktober) und die Ergebnisse in zwei Studien veröffentlicht.
Die erste Studie 1 aus dem Frühjahr („Wie geht der Handel mit der aktuellen Situation um?“) betrachtet – insbesondere vor dem Hintergrund der damaligen Ladenschließungen – die Auswirkungen auf den Einzelhandel. 60 % der befragten Händler hatte schon vor der Corona-Krise einen Online-Verkaufskanal und konnten somit, trotz Einschränkungen oder Ladenschließungen, an ihre Kunden weiterverkaufen. Von den Händlern ohne bisherigen Online-Vertrieb plant die Hälfte, mit dem Verkauf im Internet zu starten, davon 28 % „in Kürze“. Bei 22 % der Befragten wird es laut eigenen Angaben noch etwas bis zum Start dauern.
Fast jeder Händler war im März und April 2020 von der Corona-Pandemie betroffen: Knapp 70 % mussten vorübergehend das Ladengeschäft schließen, fast die Hälfte musste Kurzarbeit anmelden und verzeichnete weniger Bestellungen und Verkäufe. Die Auswirkungen waren aber nicht für alle Händler negativ – 18 % verzeichneten im Frühjahr 2020 mehr Bestellungen bzw. Verkäufe als im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Die zweite Studie2 aus dem Dezember „Der Handel im Jahr 2021 – Lehren und Folgen aus der Corona-Pandemie für den deutschen Einzelhandel“ gibt u. a. Antworten auf die folgenden Fragen:
Welche Lehren haben die Handelsunternehmen aus dieser Zeit gezogen und haben sie bereits auf diese reagiert? In welche Bereiche möchte der deutsche Einzelhandel in Zukunft stärker investieren, wo wurden die größten Defizite festgestellt und mit welchen Erwartungen blicken die
Händler auf die kommenden zwölf Monate?
Mehr als drei Viertel der befragten Handelsunternehmen verkaufen stationär. Betrachtet man jedoch die verschiedenen Händlertypen, zeigt sich, dass nur noch 30 % rein stationär verkaufen (vor dem ersten Lockdown im März 2020 waren es noch 37 %). 47 % der Händler nutzen sowohl
den Offline- als auch den Online-Vertrieb und 23 % vertreiben ihre Produkte und Dienstleistungen exklusiv über digitale Kanäle. Viele Händler planen den weiteren Ausbau digitaler Vertriebswege in den nächsten Monaten. Allerdings stößt der Einzelhandel bei der Digitalisierung des Vertriebs häufig auf Herausforderungen.
Zusätzlich zwingt die Corona-Pandemie die Händler dazu, ihre Geschäftsabläufe effizienter zu gestalten. So sehen die meisten Handelsunternehmen vor allem in den Bereichen „Social Media“ und „Digitale Sichtbarkeit“ Verbesserungspotenziale. Je nach Händler-Typ (stationärer, Multikanal-und Online-Händler) setzen die Unternehmen dabei auch andere Schwerpunkte.
Über die Hälfte der stationären Einzelhändler geht davon aus, dass ihre Umsätze im Vergleich zum Vorjahr sinken. Bei den Multikanal-Händlern lässt sich keine eindeutige Tendenz erkennen: Der Anteil der Befragten, der mit steigenden Umsätzen rechnet (30 %), entspricht dem derjenigen, die mit gleichbleibendem oder sinkendem Umsatz
planen. Lediglich bei den reinen Online-Händlern ist das Stimmungsbild positiv. Fast die Hälfte schätzt, dass sich ihr Umsatz in den nächsten zwölf Monaten erhöht.
Im Lockdown wurden der Stellenwert der Digitalisierung und die damit verbundenen Defizite der Unternehmen besonders deutlich. Viele Händler möchten daher im kommenden Jahr in ihre IT-Infrastruktur und -Ausstattung (50 %) und ins Marketing (46 %) investieren. Fast ein Viertel
der Unternehmen hingegen plant aktuell mit keinen Investitionen im Jahr 2021.
Knapp ein Drittel der Befragten plant, zukünftig neue Vertriebswege zu etablieren – unabhängig davon, ob bereits mehrere Kanäle genutzt werden. Besonders reine Online- Händler gehen von einem steigenden Mitarbeiterbedarf und einer Vergrößerung des Sortiments aus.
Fast ein Drittel der stationären Händler plant im Jahr 2021 mit keinen Investitionen – die Ungewissheit der zukünftigen Entwicklung hat offenbar Einfluss auf die Investitionsausgaben: Dagegen erwarten 34 % der Online-Händler aufgrund der Krise ein Geschäftswachstum und planen mit
Neueinstellungen.
Die Corona-Pandemie hat der deutschen Wirtschaft nachhaltigen Schaden zugefügt. Doch was können Handelsunternehmen tun, um möglichst unbeschadet aus der Krise zu kommen? Die Digitalisierung scheint für viele Händler unumgänglich zu sein. Zwar ist nicht für jedes Unternehmen der Online-Vertrieb die richtige Lösung, aber verbesserte digitale Sichtbarkeit, eine effizientere Logistik und Zahlungsabwicklung oder ein automatisiertes Forderungsmanagement sind nur einige Möglichkeiten zur Prozessoptimierung.