2020-05-29

Gesamtkosten von Zahlungsverfahren im E-Commerce

Die Auswahl des „richtigen“ Portfolios an Zahlungsverfahren stellt für Online-Händler häufig eine Herausforderung dar. Vor allem die Kosten für die Zahlungsabwicklung sind dabei ein wichtiges Auswahlkriterium. Doch welche Kosten kommen auf Online-Händler bei den jeweiligen Verfahren überhaupt zu? Und was sind insgesamt gesehen – unter Einbeziehung der verschiedenen Kostenfaktoren – die günstigsten Zahlungsverfahren.

Das ibi research hat nach einer Vorgängerstudie aus dem Jahr 2014 nun erneut die Kosten von Zahlungsverfahren im deutschen E-Commerce in einer Händlerbefragung unter die Lupe genommen. Es zeigt sich, dass nach wie vor viele Online-Händler die Gesamtkosten für Bezahlverfahren nicht umfassend im Blick haben und bei Entscheidungen nahezu ausschließlich auf die direkten Kosten abstellen. Daneben werden aber durch eine ganze Reihe weiterer indirekter Faktoren Kosten verursacht, die den jeweils eingesetzten Zahlungsverfahren zugerechnet werden müssen. Dazu zählen zum Beispiel Kosten, die durch verzögerten Zahlungseingang, Zahlungsausfall oder Retouren entstehen.

Wie günstig bzw. teuer schätzen Sie die folgenden Zahlungs- verfahren unter Berücksichtigung aller Kostenfaktoren ein?

Die Mehrheit der Online-Händler schätzt die Vorkasse als günstigstes Zahlungsverfahren ein

76 % der Händler halten die Vorkassezahlung für ein günstiges oder sehr günstiges Verfahren. Die Vorkasse belegt damit mit weitem Abstand den ersten Platz in der Einschätzung der Händler. Dahinter folgen die Lastschrift und die Zahlung auf Rechnung. Diese Beurteilung deckt sich auch größtenteils mit den Ergebnissen der Studie – jedoch nur, wenn ausschließlich die direkten Kosten berücksichtigt werden.

Werden allerdings die Gesamtkosten unter Einbezug aller indirekten Kostenfaktoren betrachtet, ergibt sich für den Durchschnittshändler der Studie (im Basisfall1 ) ein differenziertes Bild: paydirekt ist in der Auswertung das günstigste Verfahren vor der Sofortüberweisung und der Vorkasse. Am teuersten ist die (ungesicherte) Rechnung, bei der die indirekten Kosten im Basisfall der Studie 85 % der Gesamtkosten ausmachen.

Die Ergebnisse der Studie zeigen jedoch, dass sich die Absicherung von unsicheren Zahlungsverfahren wie Rechnung oder Lastschrift durchaus lohnen kann, trotz der höheren direkten Kosten. Dies trifft zumindest für den Basisfall der Studie zu. Denn die Folgekosten für sonst nötige Risikoprüfungen, eintretende Zahlungsstörungen und -ausfälle sowie notwendige Mahn- und Inkassomaßnahmen sind ohne Absicherung bedeutend.

Individuelle Prüfung notwendig

Bei der Entscheidung über den Einsatz von Zahlungsverfahren müssen Online-Händler viele Aspekte berücksichtigen. Wichtig ist dabei zum Beispiel die Kundenakzeptanz, der Schutz vor Zahlungsausfällen oder die Abbruchquote im Checkout je Zahlungsverfahren. Die Kosten stellen nur einen weiteren, aber dennoch sehr bedeutsamen Aspekt dar.

Da sich die Kosten der einzelnen Zahlungsverfahren von Händler zu Händler stark unterscheiden, ist eine individuelle Betrachtung nötig. Aufgrund dessen hat ibi research neben dem Basisfall drei beispielhafte Szenarien in die Studie integriert: der große Bekleidungsversender, der kleine Geschenkartikel-Shop und der Versender hochwertiger Unterhaltungselektronik. Bei der Auswertung dieser Szenarien zeigen sich teils deutliche Verschiebungen:

Beispielsweise liegt die Lastschrift im Basisfall nur auf Rang 5, im Fall des Unterhaltungselektronik-Versenders (Szenario 3) ist diese das zweitgünstigste Zahlungsverfahren.

Online-Händler sollten daher stets alle für sie relevanten Kostenfaktoren berücksichtigen und für sich selbst entscheiden, ob die Ergebnisse der Studie auf ihre eigene Situation übertragbar sind. Hierbei kann die vorliegende Studie zur Orientierung und Einschätzung dienen.

Hier finden die vollständige Studie „Gesamtkosten von Zahlungsverfahren im deutschen E-Commerce 2019“.

Gegenüberstellung der Szenarien